Kunst Macht Status

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Anlässlich der Stadt(ver)führungen 2016

Kunst hatte natürlich schon immer eine gewissen Nähe zur Macht und zu Herrschenden – und wird als Statussymbol zur Repräsentation von politischer und ökonomischer Macht eingesetzt. Eine erste Einführung in diesen Themenkomplex bietet die Publikation des Kunsthistorikers Martin Warnke zur Entwicklung der Hofkünstler. Kunst ist bis heute auch ein Statussymbol, Kunst wird alson nicht nur als Ausdrucksmittel, sondern in diesem Kontext auch als Eindrucksmittel verwendet. Außerdem eignet sich gerade bei niedrigen Zinssätzen die Anlage in Kunstobjekte als Geldanlage.

Falls Sie sich also eine relevante Sammlung anlegen wollen – auch zu diesem Thema finden Sie genügend Literatur in der Bibliothek (insbesondere Theorie zum Kunstsammeln und zum richtigen Aufbewahren der ebenso fragilen wie wertvollen Kunst). Informationen zu bereits bestehenden Privatsammlungen stehen ebenfalls im Bestand des Instituts für modernen Kunst zur Verfügung.

Interessant aber ist auch, sich genauer anzuschauen, wie genau Macht dargestellt wird. Mit welchen Insignien wird Macht inszeniert? Wie stell(t)en sich die Mächtigen mit den Mitteln der Kunst dar? Ganze Städte, Schlossbauten und Inneneinrichtungen wurden auf den Herrschenden ausgerichtet, dazu Reiterstandbilder, Monumentalgemälde und Medaillen in Auftrag gegeben, um jeden unmissverständlich deutlich zu machen, wer der Wichtigste im Land ist.

Wie wird Bedeutung heute inszeniert? Dazu hat Wolfgang Ullrich einen interessanten Essay geschrieben »Mit dem Rücken zur Macht«. Insbesondere bei Porträts von Politikern und Wirtschaftsbossen ist dem Kunstwissenschaftler aufgefallen, hängt oftmals moderne Kunst im Hintergrund. Warum das so ist? Zum einen könne man dies als einen Verweis auf einen vorhandenen Kunst- und Sachverstand interpretieren. Zum anderen werde aber so auch nachgewiesen, dass das nötige Kleingeld zur Verfügung stünde, sich diese Kunst leisten zu können (und leisten zu wollen). Nicht zuletzt lägen vielleicht auch bildredaktionelle Erwägungen vor. Vor einem bunten Hintergrund eines vorzugsweise abstrakten Gemäldeskann könnte man die dunklen Anzugsträger viel besser inszenieren, also spielt auch die Macht der Bilder bei der vor Bildern inszenierten Macht eine Rolle. »Wo Führungskräfte sich noch vor zwanzig Jahren in gediegenem Mobiliar und mit ebenso gediegenen Ölgemälden abbilden ließen, stehen sie heute vor moderne Kunst.« (Wolfgang Ullrich).

Moderne Kunst scheint sich also zu einem der wichtigsten Statussymbole unserer Zeit entwickelt zu haben, was sich auch in den absurden Preisen auf dem Kunstmarkt widerspiegelt, wo es sich schon lange nicht mehr um Inhalte, sondern um die Werte dieser praktischen Mobilen dreht. Auch zum Kunsthandel findet sich natürlich entsprechende Informationen in den Beständen des Instituts.


Und à propos Macht und Reichtum: Was macht Geld mit den Menschen? Was löst die Aussicht auf Geld und damit Statusgewinn aus? Der Künstler Michael Sailstorfer hat im August 2009 in einer geheimen Aktion Goldbarren im Wert von 10.000 Euro auf einer Brache im öffentlichen Raum vergraben. Erst bei einer Pressekonferenz im Oktober desselben Jahres, nachdem schon viel Gras über die Sache gewachsen war, wurde die Existenz dieses verborgenen Schatz bekannt gegeben. Das führte quasi sofort und noch über Nacht zu umfangreichen Grabungen vieler Glückssuchender und ausverkauften Schaufeln und Eimern in den umliegenden Baumärkten...

Anke Schlecht