Andreas Oehlert : Visavis

Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg
Eröffnung: Donnerstag, 5. Juni 2014, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 6. Juni 2014 bis 2. August 2014
Begrüßung: Annette Oechsner, Manfred Rothenberger | Einführung: Natalie de Ligt, Kuratorin

Andreas Oehlerts Werk entfaltet sich seit dem Ende der 90er Jahre stringent, ohne dass sich der 1966 geborene Fürther Künstler auf einzelne Gattungen beschränken würde. Seine Zeichnungen, Objektkunstwerke, Fotoarbeiten und Installationen suchen nicht den Effekt, sondern den Zauber, der sich auch aus dem Kitsch, dem Banalen und dem Wertlosen speist. Oehlerts Raffinesse entsteht in der Begrenzung der Mittel, in der Manipulation des Dekorativen. Dabei muten seine Werke oft ironisch an, beeindrucken durch ihre Zartheit und kippen manchmal in die Melancholie. Zwischenzeitlich blitzt immer wieder der Schrecken auf.

Will man Oehlerts Kunst verorten, fällt immer wieder sein originelles Raumverständnis auf, das auch in seiner neuen Ausstellung »Visavis« deutlich wird. Seine Fundstücke loten Leerstellen aus, seine Spielereien erscheinen als Paraphrase – Paraphrasen allerdings, die eher umdeuten als umschreiben. Denn die alltägliche Harmlosigkeit seines Materials verwandelt sich durch Oehlerts Einwirken: Der Besucher findet sich wieder inmitten von subtiler Phantastik, in der die Sinnlichkeit von Geheimnissen spürbar wird.

Beispielsweise arrangiert er in seiner Fotoserie Stagebeauties feinsinnige Bühnenschönheiten vor dunklem Hintergrund, indem er die oberflächliche Künstlichkeit von Nippesfiguren durch leichte Eingriffe bricht: Ihre vormals unreflektierte Anmut irritiert plötzlich als politisch-ästhetisches Statement.
Neben seinen Stagebeauties präsentiert Andreas Oehlert in »Visavis« eine eindrucksvolle Vitrinenarbeit, die er Pracht nennt. Vitrinen sind für Oehlert museale Gehäuse, die sowohl Werte bergen wie auch Wertigkeit versprechen. Sowohl im Ausmaß (210 x 90 x 210 cm) als auch in der akribischen Ausstattung ist der Titel treffend, denn in der Vitrine sind 413 Stahlfäden mit je 116 Pailletten und 57 Stiftperlen – also insgesamt 71.449 Einzelteile – zu einem grandiosen Ensemble zusammengestellt. Die schillernden Pailletten sind jeweils auf einer Seite schwarz, auf der anderen farbig. Abwechselnd sind Stiftperlen und Pailletten aufgefädelt und parallel Faden für Faden in den Plexiglasscheiben der Vitrine fixiert worden. Was also auf den ersten Blick dunkel erscheint, gerät beim Umschreiten der Arbeit zu einem vielfach strahlenden Changierspiel, das durch seine glitzernden und flimmernden Farben fasziniert. Unterstützt wird die Wirkung durch den glänzend schwarzen Vitrinenboden, in dem sich die streng geordneten Paillettenfäden spiegeln, doppelt erscheinen und gleichzeitig vermeintlich in den eigenen Abgrund stürzen. Der akkuraten Verspieltheit steht bei Andreas Oehlert, wie auch die Ausstellung »Visavis« zeigt, stets ein tiefsinniger Zauber gegenüber.

Finissage:
Freitag, 1. August 2014, 18 bis 20 Uhr

Künstlergespräch:
Dr. Thomas Heyden und Andreas Oehlert
Dienstag, 17. Juni 2014, 19 Uhr

Katalogpräsentation:
Verleger Herwig Graef und Andreas Oehlert
Samstag, 19. Juli 2014, 19 Uhr im Rahmen der offenen Ateliers (ab 17 Uhr) und des Sommerfestes
des Atelier- und Galeriehauses Defet.

Zur Ausstellung ist mit »Andreas Oehlert – Idyllen« die erste umfassende Werkübersicht zum Oeuvre des Künstlers erschienen.
208 Seiten | zahlreiche farbige Abbildungen | Texte: Thomas Heyden, Kathleen Rahn, Stephan Trescher | Herausgegeben vom Institut für moderne Kunst Nürnberg und der Oechsner Galerie |  Graef Verlag Nürnberg

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 11.00 bis 15.00 Uhr

Zur Website des Künstlers

Fotos: Uwe Niklas