Hank Schmidt in der Beek : »Was reimt sich schon auf de Saint Phalle?«

studio im zumikon Großweidenmühlstraße 21, 90419 Nürnberg
Eröffnung: Donnerstag, 25. November 2010, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 26. November 2010 bis 29. Januar 2011
Einführung: Rouven Schmitt, Künstler, Berlin

Geschlossen: 24. Dezember 2010 bis 6. Januar 2011

»Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung«, der Titel des 1827 von Christian Dietrich Grabbe verfassten Theaterstücks, könnte auch als Überschrift dienen für die Arbeiten des 1978 in München geborenen und jetzt in Berlin lebenden Hank Schmidt in der Beek. Getreu dem Credo eines anderen berühmten Münchners – »Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.« (Karl Valentin) – schöpft der Künstler mit seinen Collagen auf äußerst vergnügliche Weise aus dem visuellen Repertoire der modernen Kunst, indem er bekannte Motive der Kunstgeschichte karikierend interpretiert und in völlig neue Zusammenhänge stellt.

»Ein denkender Mensch kann sowohl den Gipfel eines Berges als auch die Nasenspitze einer Fliege erklimmen.« (André Breton)
In bester Surrealistentradition holt Hank Schmidt in der Beek die hohe Kunst vom hohen Sockel: Aus René Magrittes mysteriösem Türloch in Form einer Figur lugt Charlie Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy lüften gut gelaunt ihre Hüte vor Hockneys »Bigger Splash«, nutzen die Körbchen von Helena Christensens BH als Kletterhilfe oder haben sich in Duchamps berühmtem Urinoir zum Scooter-Fahren verabredet.

Ohne falsche Scheu finden die Vertreter der U-Kunst Eingang in den Tempel der E-Kunst, sie agieren und parodieren, indem sie mit ihren Haltungen, Gesten und Mienen auf Bildinhalte ›antworten‹ und sich geschickt in die Bildkomposition schleichen.
So unterzieht Schmidt in der Beek mit ebenso stupender wie stimulierender Unverfro-renheit ›Klassiker‹ der modernen Kunstgeschichte wie Max Beckmann, Max Ernst, Mondrian oder Man Ray einer radikalen semantischen Revision, befreit sie von ihrer historischen Bedeutungsschwere und gibt ihnen mit seinen chirurgischen Eingriffen die Präsenz und Frische zurück, die sie besaßen, bevor sie in den Olymp der Kunstgeschichte aufgenommen wurden.

Gedichte schreibt Hank Schmidt in der Beek übrigens auch. Hier – als ein Beispiel – seine Hommage an die britische Op-Art-Malerin Bridget Riley:
»Hinter meiner Stadltür
Steht die Bridget Riley.
Ich frag sie: ›Trinkst a Bier mit mir?‹
Drauf sagt sie: ›Aber freili!‹«

Wie sagte Karl Valentin einst so schön: »Ich habe Bildung nie mit dem Löffel gegessen, nur mit der Messerspitze.«

Und wie beginnt noch einmal Christian Dietrich Grabbes oben zitiertes Theaterstück?
Weil in der Hölle geputzt wird, ist der Teufel auf die Erde gekommen, wo er trotz des heißen Sommerwetters erfriert …