Graphic Novel

Schaufenster 01 | Institut für moderne Kunst | Bibliothek

In Sequenzen angeordnete Bildergeschichten mit Sprechblasen bzw. Comics wurden zunächst als triviales, massenkulturelles Phänomen wahrgenommen. Heute sind sie als eigene, zwischen Literatur und Bildende Kunst angesiedelte Kunstform anerkannt.
Gestalterisch ist das Medium »Comic« in Stil und Technik frei – es kann per Hand oder digital gezeichnet, gemalt, fotografiert oder collagiert werden – und tritt in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen auf: von einfachen Bilderserien in Zeitungen oder Heften bis hin zu anspruchsvoll gestalteten und komplex strukturierten Erzählungen in Buchform.
Der neuerdings immer häufiger Verwendung findende Begriff »Graphic Novel« bezeichnet einerseits eine »ernste« Comicerzählung mit literarischem Anspruch, also einen »Comic-Roman«, andererseits aber auch das breite Angebot von Comics für Erwachsene – im Unterschied zu den typischen Comics fu?r Kinder. Einige Zeichner kritisieren diese Kategorisierung, weil sie dahinter wirtschaftliche Interessen bzw. eine Marketingstrategie der großen Verlage (»graphischer Roman« = teurer Comic) vermuten.
Der Inhalt von »Graphic Novels« besteht häufig aus einer Adaption berühmter Vorlagen wie z. B. Paul Austers »Stadt aus Glas« (durch Paul Karasik und David Mazzucchelli), Uwe Timms »Die Entdeckung der Currywurst« (durch Isabel Kreitz) oder die Bibel (zuletzt Robert Crumb mit »The Book of Genesis«). Weit verbreitet sind auch »Graphic Novels« mit biographischem Hintergrund
(z. B. Art Spiegelman, Marjana Satrapi, Daniel Clowes) oder Reportagecharakter (z. B. Oliver Grajewski, Ulli Lust).
Als Vorläufer der »Graphic Novel« können je nach Definition und Assoziationslust die steinzeitlichen Höhlenmalereien, die mittelalterliche Biblia Pauperum, die gemalten Heiligenlegenden, sowie natürlich Walt Disney und Will Eisner, der den Begriff erstmals geprägt haben soll, genannt werden.

Weitere Information im Internet mit Buchempfehlungen: www.graphic-novel.info