Heike Aumüller : The zeroes and ones make the Word in her camera

Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg
Eröffnung: Samstag, 4. Dezember 2010, 20.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 5. Dezember 2010 bis 5. Februar 2011
Einführung: Dr. Thomas Heyden, Neues Museum in Nürnberg

Geschlossen: 24. Dezember 2010 bis 6. Januar 2011

In den Arbeiten von Heike Aumüller (*1969 in Stuttgart) wird der Körper zum Medium und Thema der künstlerischen Auseinandersetzung. Aumüllers performative Videos und inszenierte Fotografien spielen mit skurrilen Selbst-Inszenierungen und einem parodistischen Umgang mit dem Körper, mit irritierenden Handlungskomplexen und rätselhaften Ritualen.

Es sind häufig befremdliche Orte, wie baufällige Gebäude, steril wirkende Wohnungen oder anonyme Hotelzimmer, die Heike Aumüller für ihre Foto- und Videoarbeiten aufsucht und in denen sie sich, entweder allein oder mit anderen Protagonisten, inszeniert. Burleske Handlungen, absurde Haltungen und ungewöhnliche Perspektiven prägen diese Inszenierungen, in denen der Körper die Funktion einer Requisite übernimmt.

Die im Zentrum von Heike Aumüllers Ausstellung stehende Videoarbeit »Blindlings« zeigt zwei Protagonisten, die in unterschiedlichen Phasen eine Verwandlung vollziehen. Die beiden Personen, deren Bekleidung sich lediglich durch ihre Farbigkeit unterscheidet, befinden sich in einer morbid wirkenden Raumsituation, die auch als Kulisse für ein Theaterstück von Samuel Beckett dienen könnte. Sie sind intensiv damit beschäftigt, sich eine lehmähnliche Masse auf den Kopf aufzutragen bzw. ihren Kopf von der lehmähnlichen Masse zu befreien. Was für kurze Zeit slapstickhaft-witzig wirkt, nimmt bald darauf die Züge einer Zwangshandlung an: Der kontinuierliche Lehmauftrag führt zu einem langsamen Auslöschen aller individuellen Erkennungsmerkmale und schließlich zu einer amorphen Maskerade.

Dass auf dem Boden des Ausstellungsraums auch die Requisiten bzw. Relikte von »Blindlings« – Kleidung, Gesichtsmasken und Lehmklumpen – liegen, rückt den Betrachter noch näher an die im Film gezeigte Aktion heran, macht ihn zum Voyeur eines intimen Geschehens, das gleichzeitig mitten in der Öffentlichkeit stattfindet.

So nutzt Heike Aumüller sowohl das Medium des Videos als auch das der Fotografie, um mit ihren Körper-Choreographien ambivalente Stimmungen zu erzeugen und Räume so lange atmosphärisch aufzuladen, bis sie den Betrachter ganz und gar in ihren Bann ziehen.

Fotos: Uwe Niklas