Zur Ausstellung:
Synästhetischer Dialog, chinesische Mythologie und chaotische, sumpfige Materie – das Institut für moderne Kunst zeigt Judith Eggers facettenreiche Installation Hundun.
Judith Egger (*1973) studierte u.a. am Londoner Royal College of Art (RCA). 2006/2007 war sie künstlerische Leiterin des internationalen EU-Projekts open here. 2015 erhielt sie den interdisziplinären Kunstpreis zwei:eins, an den 2017 die Ausstellung Ursprung/Origins in der whiteBox, München anschloss.
Besonders charakteristisch für das künstlerische Schaffen von Judith Egger sind der spielerische Umgang mit naturwissenschaftlichen Denkweisen, die Lust am Experiment und die Faszination für ungelöste Mysterien der Menschheitsgeschichte, wie die Frage nach dem Ursprung des Lebens. Die Entdeckungen, die Judith Egger auf ihren künstlerischen und häufig disziplinübergreifenden Streifzügen macht, münden in Installationen, Performances und Zeichnungen, in poetische Interventionen und forschungsspezifische Laborsituationen.
Immer zielen Judith Eggers Werke in Sphären, die wissenschaftlich oder kausal nicht mehr erklärbar sind, das Fantastische bricht hervor, »das Unkontrollierbare, Krankheit, Altern, Tod, Naturgewalten, Geburt, ungeschminkte Körperlichkeit« (Judith Egger).
Die Installation Hundun bezieht ihren Titel aus der chinesischen Mythologie, in der Hundun als der Unbewusste, der Herr der Mitte auftritt. Um sich für seine Freundlichkeit zu bedanken und um ihn an den Freuden des Lebens teilhaben zu lassen, bohren ihm zwei andere Wesen (Shu und Hu) Körperöffnungen in den opaken Leib, zum Atmen, Hören, Sehen und Essen. Dies aber führt dazu, dass Hundun stirbt. »Hundun steht hier für das Konzept der urzeitlichen Formlosigkeit und den Zustand der paradiesischen Ungetrenntheit vor dem Beginn der Welt.« (Judith Egger)
Diese Installation ist ein synästhetisches Erlebnis: unförmig, imposant, bestückt mit den verschiedensten Materialien aus Alltagskultur und mystischer Vorzeit. Wie sollen wir mit diesem großen Unbewussten umgehen, das für sich selbst im Raum pulsiert? Ist es außerirdisch? Ein Musikinstrument? Verwesung? Wie reagieren wir auf seine Freundlichkeit? Auf welche Fährten weist es uns?
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Diese Ausstellung ist ein Projekt im Rahmen von Aus Gründen. 50 Jahre Institut für moderne Kunst.
Als Informations- und Dokumentationszentrum zur zeitgenössischen Kunst wurde das Institut für moderne Kunst 1967 in Nürnberg gegründet. Seit 50 Jahren ist das Archiv des Instituts, das im deutschsprachigen Raum zu den größten Einrichtungen seiner Art zählt, Ausgangspunkt vielfältiger Aktivitäten zur Erforschung und Vermittlung der Gegenwartskunst.
Berechtigte Zweifel, begründete Behauptungen, wildes Denken, neue Ideen, Wagnisse: Mit dem Jubiläumsprojekt Aus Gründen möchte das Institut für moderne Kunst dazu beitragen, Raum für Neuanfänge zu schaffen. Mit Ausstellungen. Mit der Publikationsreihe unendlich unwahrscheinlich im Berliner SuKuLTuR-Verlag. Mit Künstlergesprächen. Mit Vorträgen. Mit Diskussionen. Mit Judith Egger, Sascha Ehlert, Stephan Janitzky, Leon Leube, Juliane Liebert, Tobias Roth, Jenny Schäfer, Aleen Solari, Kerstin Stakemeier, Sebastian Stein, Steffen Zillig u.v.a.
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Künstlergespräch:
6. Juli 2017, 19.00 Uhr
Website der Künstlerin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr
Samstag 11.00 bis 15.00 Uhr
Vom 3. August bis 2. September ist die Ausstellung geschlossen!