Marie Jeanne Turnea-Luncz : Trottellumme und Wüstensteinschmätzer. Zur Roten Liste der Vogelarten in Europa

Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, 90439 Nürnberg
Eröffnung: Samstag, 1. Juli 2023, 19.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 2. Juli 2023 bis 10. September 2023

»Bis vor kurzem war die Unsichtbarkeit ein Vorteil«, schreibt der US-amerikanische Schriftsteller und Hobby-Ornithologe Jonathan Franzen über die vielfältige und artenreiche Welt der Vögel. Doch jetzt, mit zunehmender Gefährdung, heißt es in seinem Text Unsichtbare Verluste weiter, seien die Vögel auf den Schutz von Menschen angewiesen – »und es ist schwierig, sich um Tiere zu bemühen, die man nicht sieht.«

Die Künstlerin Marie Jeanne Turnea-Luncz (*1980 in Fürth) macht die Welt der Vögel mit ihrem Ausstellungs- und Publikationsprojekt Trottellumme und Wüstensteinschmätzer auf besondere Art und Weise sichtbar und sensibilisiert gleichzeitig für das stetig fortschreitende Artensterben. Dafür nimmt die ausgebildete Grafikdesignerin, die außerdem Freie Malerei und Objektkunst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg studiert hat, die Rote Liste der Vogelarten in Europa als Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. In dieser von der EU-Kommission beauftragten und vom NABU-Dachverband BirdLife International regelmäßig aktualisierten Statistik werden rund 300 Vogelarten erfasst, die stark dezimiert, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben sind. Die nüchternen Zahlen und statistischen Werte überführt Marie Luncz in Kunst. Mit zarten Aquarellen, farbintensiven Installationen und digitalen Animationen in Augmented Reality lenkt die Künstlerin die Aufmerksamkeit auf die schützenwerte Schönheit der Vogelwelt und macht deren Bedrohungslage sichtbar.

In einer eigens entwickelten Dotpixel-Technik aus flächigen Farbpunkten abstrahiert die Künstlerin Vogelporträts grafisch oder visualisiert mit datenbasierten Fransenobjekten aus bunten Kunstlederstreifen »trockene« Statistiken. Das komplexe Objekt Habitat spielt auf den Verlust des Lebensraums der Vögel an, während die aus hängenden Holzkugeln geformte Arbeit Chandelier die Flugroute des in Europa bereits ausgestorbenen und nun wieder neu angesiedelten Waldrapps nachvollzieht. Die Arbeiten von Marie Jeanne Turnea-Luncz fesseln mit ihrer sinnlichen Bildsprache und verleihen nackten wissenschaftlichen Daten einen ästhetischen Mehrwert – ohne dabei zu didaktisch zu werden.

Eine gelungene Verbindung von Wissenschaft und Kunst, Grafik und Naturschutz, und zugleich ein geschickt formulierter Appell ganz im Sinne des Zoologen und Verhaltensforschers Konrad Lorenz: »Man liebt nur, was man kennt – und man schützt nur, was man liebt.«

 

Ausstellungseröffnung:
Samstag, 1. Juli 2023, 19.00 Uhr

Ausstellungsdauer:
2. Juli bis 10. September 2023
(Geschlossen vom 19. August bis 1. September)

Öffnungszeiten:
Samstag und Sonntag: 14.00 bis 18.00 Uhr

Zur Ausstellung erscheint die gleichnamige Publikation mit Textbeiträgen von Heike Faller, Jonathan Franzen, Lisa Gill und Angelika Nelson, Franz-Theo Gottwald, Sebastian Jung, Marie Jeanne Turnea-Luncz und Sophia Rösch sowie Verena Osgyan.
Herausgeber: Institut für moderne Kunst
Bartlmüllner Verlag, Nürnberg | 350 Seiten
ISBN: 978-3-942953-90-0 | 28,- EUR

Parallel eröffnet die Oechsner Galerie die Keramik-Ausstellung TERRA INCOGNITA.


Mit freundlicher Unterstützung der Atelier- und Galeriehaus Marianne und Hans Friedrich Defet Stiftung und der da Vinci Künstlerpinselfabrik Defet GmbH Nürnberg

Ausstellungsansichten: Johannes Kersting

Wir danken für Förderung und Kooperation: